Das erste Hausboot Abenteuer 

Im Juli 2016 sind wir zum ersten Mal mit einem Hausboot unterwegs gewesen. Gute Freunde kamen auf die Idee mit einem barrierefreien Bungalowboot die Havel in Brandenburg zu befahren. Keiner von uns hat einen Bootsführerschein oder war schon einmal auf so einem Hausboot unterwegs. Das macht aber auch nichts, da diese Boote extra für den Tourismus gebaut wurden. Nach einem kurzen Test zu den wichtigsten Regeln und einer ausführlicheren Einweisung mit Probefahrt kann das Hausboot Abendteuer los gehen.

Kurz & Knapp

Der Liegeplatz der Bungalowboote befindet sich in Plaue. Von dort aus geht es in die eine Richtung zu drei großen aneinander grenzenden Seen, die sich gut zum Baden eignen und wo auch Wassersport angeboten wird. In die andere Richtung geht es die gut ausgebaute Havel entlang. Bei der Stadt Brandenburg gibt es zum Einkaufen einen Anleger, von dem aus fußläufig ein Supermarkt erreichbar ist. Stromabwärts sollte man seinen Proviant dabei haben, denn erst in Rathenow befinden sich die nächsten Einkaufmöglichkeiten. Dazwischen gibt es jede Menge wunderschöne Natur zu entdecken und viele abwechslungsreiche Ankerplätze. Auf dem Weg zu den Seen kreuzt man eine Hauptverkehrsstraße, wo uns die großen Frachter ganz schön Respekt eingeflößt haben. Auf dem Weg nach Norden liegen einige Schleusen und vor allem die kleineren in Rathenow sind für Anfänger eine Herausforderung.

Empfehlenswert

Ruhe, Abenteuer und ganz viel Natur

Für unsere erste Hausboottour haben wir mit sehr guten Freunden mein Heimatbundesland Brandenburg ausgewählt. Auf der Havel meisterten wir in einer guten Woche so manche Herausforderung, die unsere Freundschaft auf die Probe stellte. Auch wenn so ein Bungalowboot recht großzügig ist, sind die Wände dünn und Ausweichmöglichkeiten auf dem Fluss quasi nicht vorhanden. Man sollte sich also gut überlegen mit wem man so ein Hausboot Abendteuer beschreiten möchte.

Los ging es für uns in Plaue. Hier ist der große Stützpunkt der Bootsvermietung, der auch einen gesicherten Parkplatz für das Auto bietet. Zum beladen der Hausboote, mit allem was man so für eine Woche benötigt, stehen Bollerwagen zur Verfügung. Im Vorfeld erhält man die Seekarten sowie die Verkehrsregeln für die Wasserstraßen. Ein Crewmitglied muss den Charterschein machen und wird dafür auch abgefragt.

Wer am Anreisetag schnell den Anker lichten möchte, sollte sich die Unterlagen im Vorfeld gut durchlesen. Bevor es losgeht, gibt es noch eine ausführliche Einweisung für das Boot, inklusive Proberunde mit Einparkübung sowie Ankern und Tipps zum „Geradeausfahren“. Das ist mit so einem Gefährt gar nicht so einfach wie man denken mag. Nicht zu vergessen sind natürlich die Vorfahrtsregeln –  Enten dürfen immer kreuzen wie sie wollen!

Plauer-, Breitling- und Mösersee

Die ersten Tage wollten wir das besonders schöne und warme Wetter nutzen und die drei großen in einander übergehenden Plauersee, Breitlingsee und Mösersee erkunden. Bereits nach den ersten hundert Metern auf der zunächst ruhigen Havel, öffnet sich der Fluss zum Plauersee. Dieser wird von einem Kanal für die Industrieschifffahrt durchkreutzt. Das bedeutet, man fühlt sich mit seinem gerade noch so großen Hausboot auf einmal sehr klein und versenkbar. Es ist zwar nicht viel los, aber wir hatten das „Glück“, dass gerade ein großer Schrottdampfer vorbeifuhr. So ähnlich muss es einer Ameise gehen, wenn ein Auto vorbeirollt. Meine Freundin und ich hatten Schnappatmung während unser Skipper die Situation souverän meisterte.

Sobald man den Plauersee überquert hat, geht es durch eine schmale Einfahrt in den Breitlingsee. Hier ist es direkt viel beschaulicher, auch wenn am Wochenende viele Ansässige mit ihrem Boot unterwegs sind. Für unseren ersten Abend auf dem Wasser fanden wir ein schönes Plätzchen.

Sonnenuntergang mit Seerosen

Die ersten Tage verbrachten wir auf dem Breitling- und Mörsersee mit schwimmen, schnorcheln und diversen Anlegemanövern. Beide Seen sind sehr flach. Als ungeübte Seefahrer haben wir uns mehrfach festgefahren. Zum Glück war mein Mann kräftig genug, um immer wieder in das kühle Nass zu springen und uns freizuschieben.

Als wir ein bisschen Fahrpraxis gesammelt hatten, trauten wir uns die begradigte Havel nach Brandenburg rein. Dort gibt es einen großen Anleger, der direkt für einen Supermarkt gebaut wurde. „Groß“ ist dabei relativ, wenn bereits mehrere Boote zum Einkaufen festgemacht haben. Sich auf einem See bei weichem Untergrund festfahren ist nicht so schlimm. Vor fremden Augen die Kaimauer rammen wäre schon peinlich. Entsprechend angespannt waren wir als Crew. Eins, zwei Versuche und mit Unterstützung von anderen Reisenden, haben wir es aber ohne Schaden an Boot und Mannschaft geschafft. An dieser Stelle sei erwähnt, dass die Hilfsbereitschaft unter den „Seeläuten“ groß ist und jeder jedem hilft. Das hat mich positiv überrascht.

Nach dem Einkauf steuerten wir wieder auf den Breitlingsee und erholten uns von dem „Großstadt“ – Ausflug.

Breitlingsee

Kraft tanken vor der ersten Schleuse

Nach den Seen sind wir Richtung Norden die Havel abwärts gefahren. Da das Wochenende vorbei war und noch keine Ferien in Brandenburg begonnen hatten, war auf dem nächsten Abschnitt sehr wenig Betrieb. Man kann in aller Ruhe die Natur genießen, schippert vorbei an Feldern, kleinen Dörfern und vielen verschiedenen Vogelarten. Der Fahrtwind bläst einem mal sanft und mal kräftiger ins Gesicht. Ich persönlich konnte mich komplett entspannen und von allen Alltagssorgen abschalten. Es hört sich vielleicht komisch an, aber so eine Fahrt entschleunigt total- kein Termindruck, keine tausend Gedanken- einfach nur genießen und natürlich essen! Dank der Feuerschale an Bord konnten wir viel grillen und abends ein gemütliches Lagerfeuer entfachen.

Grill auf Hausboot

Bei Schleusendurchfahrten sollte man auf die Öffnungszeiten achten. Vor der ersten Schleuse Richtung Rathenow gibt es einige schöne Buchten bei denen man gut festmachen kann. Dies taten wir auch und wurden von der Natur mit einem herrlichen Sonnenuntergang in die Nacht begleitet.

Sonnenuntergang mit Wildgänsen

Am nächsten Morgen war es dann soweit und die Schleuse öffnete ihre Tore für uns und auch ein paar andere Flusstouristen. Wir waren alle vier etwas aufgeregt aber es hat super funktioniert. Das Festmachen an der Mauer war kein Problem und mit der richtigen Knotentechnik, lässt sich auch das Hausboot während des Runterfahrens gut halten. Nach dieser gemeisterten Herausforderung waren wir alle stolz auf uns und tuckerten frohen Mutes Richtung Rathenow weiter.

Schleusenausfahrt

Leerer Tank und ein Wehr –  schlechte Kombination!

Nach einigen weiteren Kilometern zweigt sich die Havel und man kann rechts nach Rathenow abbiegen. Nun hatte ich auch mal für einige Zeit das Steuer übernommen, was ich mich die ersten Tage noch nicht getraut hatte. Ich lotste uns vorbei an den ersten Wassergrundstücken mit hübschen Gärten und vorbei an Wehren, die natürlich nicht befahren werden durften.

Gerade als wir auf ein großes Wehr zusteuerten, vor dem wir rechts abbiegen mussten, verstummte der Motor. Ich versuchte ihn neu zu starten, ohne Erfolg. Wir verloren an Geschwindigkeit und leider auch die Kontrolle über die Steuerung des Bootes. Ohne aktiven Vortrieb hat das Ruder keine steuernde Wirkung mehr. Dank der Strömung fuhren wir langsam aber konstant genau auf das Wehr zu. Während einer nach hinten eilte um den Tank zu checken, versuchte mein Mann nach vorne einen Anker auszuwerfen und festzumachen. Ich geriet in Panik und sah uns in Gedanken bereits das Wehr hinabstürzen. Auch meine Freundin fügte sich still dem Unausweichlichem.

Alle Ankerversuche scheiterten und ich brüllte den Männern hilfreich die verbleibenden Meter zum Abgrund in die Ohren. Gott sei Dank sind die Wehre entsprechend Beschildert. Es gibt Schilder mit Zeichen, die vor der Gefahr warnen und kurz vorher gibt es noch eindeutige Stoppschilder und genau so ein Stoppschild brachte uns zum Stehen. Wir trieben dagegen und gewannen genug Zeit um aus den Ersatzkanistern nachzutanken. Nach diesem Nahtoderlebnis kontrollieren wir jeden Morgen die Tankfüllung.

Unsere Freunde nutzen die Anlegemöglichkeit in Rathenow, um per Rad einen Ausflug zu unternehmen. Die Stadt bietet mehrere Ausflugsmöglichkeiten wie z. B. ein Optik-Industrie-Museum.

Der Wendepunkt unserer Reise

Kurz hinter Rathenow befindet sich die Abzweigung zu unserem anvisiertem Wendepunkt- der Hohennauenersee. Er ist über eine künstlich angelegte und sehr schmale Wasserstraße mit der Havel verbunden. Beim Anblick der Einfahrt dachten wir zunächst, dass dies nicht passen kann. Aber es ist erstaunlich wie breit der Weg wird je mehr man sich ihm nähert. Ganz einfach war es dennoch nicht, weil die Straße auch recht flach ist.

Das „Geradeaussteuern“ hatten unsere Skipper aber inzwischen hervorragend raus. Der See bietet diverse schöne Ankerplätze. Wir hielten vor einem ausgedehnten Seerosenfeld und zum ersten Mal auf der Reise nutze ich die Hängematte.

Abends irritierten uns merkwürdige Geräusche aus dem gegenüberliegendem Wald. Es hörte sich an als würde eine Katze ganz bitterlich mautzen. Aber die Lautstärke lies eher vermuten, dass es sich um einen Vogel handelte. Also schnappte ich mir mein Vogelkundlerbuch, welches ich extra für solche Fälle eingesteckt hatte. In meinem bisherigen Naturleben war es mir keine große Hilfe, weil ich mit so tollen Beschreibungen wie z. B. „Stimme: Als Ruf ein helles, gezogenes >>hiiiaäh<< oder ein kurzes >>jük<<“ (Habicht) nicht viel anfangen kann. Aber als ich folgende Beschreibung las wusste ich, dass wir es mit einem Mäusebussard zu tun hatten: „hohes, miauendes >>hiääh<<„. Aus dem Lachen kamen wir an diesem Abend kaum noch raus!

Auf dem Weg zurück zu unserem Ausgangspunkt mieden wir Rathenow mit seinen Wehren und fuhren vollkommen entspannt die Havel aufwärts. Die Schleusen meisterten wir als Team mit guter Kommunikation spielerisch und hinter der letzten ankerten wir noch einmal in einer der wunderschönen Buchten. An diesem Abend waren wir jedoch nicht allein. Um uns herum waren hunderte von kreischenden Wildgänsen. Ein bisschen fühlten wir uns wie im Hitchcock-Klassiker „Die Vögel“. Außer waghalsigen Flugmanövern dicht über dem Hausbootdach, hatten wir aber nichts zu befürchten.

Hunderte Wildgänse

Den letzten Abend unseres Hausboot Abenteuers verbrachten wir nahe des BunBo Stützpunktes, um den Abgabetermin am nächsten Morgen entspannt einhalten zu können.  Zurück in Plaue wollten wir gar nicht mehr vom Schiff runter und beim Betreten des Bootssteg waren wir noch etwas wackelig auf den Beinen. Unglaublich wie schnell man sich an das leichte Schwanken auf dem Boot gewöhnt. Diese 8 Tage gaben uns Entschleunigung pur und auch die Abenteuerlust kam nicht zu kurz.

(Werbung unbeauftragt)

Dir gefällt die Idee mit dem Hausboot auf Tour zu gehen, aber du möchtest es noch ruhiger? Dann ist vielleicht ein Urlaub auf der Peene noch besser für dich geeignet. Schau einfach mal rein Die Peene mit dem Hausboot erkundet.

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